
Gesangsunterricht für Kinder
Kinderstimmbildung
Mit „Kinderstimmmbildung“ ist gemeint, dass die Entwicklung der Singstimme von Kindern mit verschiedenen Methoden und Didaktiken zielgerichtet gefördert wird. Aber überall dort, wo mit Kindern selbstverständlich und regelmäßig von klein auf gesungen wird – auf natürliche Art, in kindgerechter Tonhöhe und Stimmgebung– ist eine spezielle Kinderstimmbildung meist nicht notwendig. Diese Kinder lernen das Singen ganz einfach parallel zum Sprechen in Kommunikation mit den Bezugspersonen und anderen Kindern, weil es zu ihrem Alltag gehört.
Kinder ahmen alles nach
Leider ist es aber so, dass es das natürlich singende Umfeld für Kinder selten gibt. Wo wird im Elternhaus, im Kindergarten und in der Grundschule reichlich und auf gesunde Weise gesungen? Hier wird ein ganz elementarer Bereich in der kindlichen Entwicklung der meisten Kinder unzureichend gefördert. Die Misere ist gesellschaftlich – es gibt zu wenig sängerische Vorbilder unter Eltern, ErzieherInnen und GrundschullehrerInnen. Im Kontakt mit guten Vorbildern ist es leicht für Kinder, das Singen zu lernen, denn sie lernen über Nachahmung. Sie lauschen den Liedern und versuchen, die gehörten Klänge nachzumachen. So entwickelt sich die Lust am Experimentieren mit ihrer eigenen Singstimme.
Singen in kindergerechter Tonhöhe
Es liegt in der Verantwortung der anleitenden Erwachsenen, dass sie mit den Kindern in altersgerechter Stimmlage singen. Dabei ist das Wissen um den begrenzten Umfang der Kinderstimme im unteren Tonbereich genauso wichtig wie die Erfahrung, mit welcher Leichtigkeit gesunde Kinderstimmen in der Höhe singen können. Wer mit Vorschulkindern singt (mit 5- bis 6-jährigen Kindern im letzten Kindergartenjahr), wird Lieder im Tonraum von d‘ bis f“ bevorzugen und hören, dass die Kinder Töne unter unter f‘ oft nicht intonationsrein bewältigen. Jüngere Kinder (bis 5 Jahre) singen besser nicht unter f‘. Mit zunehmendem Alter kann der Tonraum in die Tiefe ausgebaut werden. Es darf aber dort nicht zu laut gesungen werden, damit die Randschwingung erhalten bleibt. Der Ausbau in die Höhe dagegen ist kein Problem, wenn die Kinder in lockerer Weise singen.
Das Singen mit Bewegung
Meine Erfahrung ist, dass Tanzen und Spielen während des Singens ganz natürliche Voraussetzungen für eine gesunde Stimmfunktion schaffen. Gerade jüngere Kinder haben ohnehin ein hohes Bewegungsbedürfnis. Auch bei allgemeinen Tätigkeiten wie Aufräumen, Anziehen usw. setzen sie gern das Singen fort, das dann automatisch in gesunder Weise erfolgt. Bei größeren Kindern kann Bewegung als rhythmische Begleitung oder auch in Form einer Choreografie eingesetzt werden. Gesten dienen als Ausdrucksmittel oder zur Verdeutlichung des musikalischen Ablaufes. Kinder, die gewohnt sind, während der Bewegung zu singen, werden diese Art des Singens auch in ruhiger Körperlage beim aufrechten Sitzen oder Stehen beibehalten.
Mit Emotion und allen Sinnen singen
Singen ist eine emotionale Tätigkeit. Wer singt, bekommt meistens gute Laune. Singen tut gut und das ganz besonders in der Gemeinschaft. Wenn Erwachsene mit Kindern singen, dann zeigen sie Emotionen, über die sie einen Kontakt zu den Kindern herstellen. Das können allgemeine Stimmungen sein oder auch ein Gefühl, das ein bestimmtes Lied auslöst. Es ist wichtig für die Kinder, dass sie diese Emotionen erleben, denn das spricht sie an. Deshalb lohnt es sich, wenn Erwachsene prüfen, ob sie einen eigenen emotionalen Bezug zum Liedgut haben. Die Lieder sollten ihnen gefallen, auch wenn sie der Kinder wegen gesungen werden.
Ganzheitlichkeit bedeutet, sich der verschiedenen menschlichen Sinne bewusst zu sein und sie in Verbindung mit Kinderstimmbildung weiter auszubilden. Vieles machen Kinder ganz von allein. Erwachsene brauchen es nur zu beobachten und dann einzusetzen. Beispiele sind: Das Singen beim Malen, Klatschspiele mit Partnern, das Anstimmen eines passenden Liedes zu Bildern im Buch, das Lauschen auf Geräusche oder Musik, die Aufnahme einer Bewegung während des Singens wie Gehen, Hüpfen, Patschen, Klatschen . . .